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Frankfurt, Jahrhunderthalle, 27.10.2005 (Quelle: az-badkreuznach.de)

Denkmalpflege mit Einsturzgefahr

Stimmung wie im Stadion - aber "Oasis" sitzt in Frankfurt der Britpop-Nachwuchs im Nacken

Vom 29.10.2005

Von Michael Jacobs

FRANKFURT Es ist ja nicht so, dass man sich Oasis-Songs schön trinken müsste. Aber ein bisschen hilft es schon. Das Bier. "You´ll never walk alone". Das haben die Gallagher-Brüder natürlich nicht rausgehauen. Hätte aber auch gepasst. Stadion-Stimmung in Frankfurts Jahrhunderthalle. Von den Flanken rollen Körper über Köpfe, tauchen ab in die Tiefe des Raumes, aus dem sporadisch Binding-Fontänen sprühen. Sprechchöre, als Liam in bewährter Schanzentisch-Hockstellung nach dem Mikrofon bleckt und "Turn up the sun" in die Membrane drückt. Manchmal beißt er ins Tamburine oder setzt sich den Schellenkreis wie eine Heiligenkrone auf den Kopf. Überhaupt scheint es so, als ob "Oasis" sehr in Sachen Denkmalpflege unterwegs sind.

Vorbei die Zeiten der Zimmerzerlegung und Zahnersatz-Nöte. Liam starrt meist statuarisch starr ins Publikum, die Hände wie Napoleon am Hosenstall, während Bruder Noel ungerührt auf die Gitarre eindrischt. Aus dem Sixties-Presswerk schälen sich dampfhammermäßig Stücke des neuen Albums, "Lyla", das wie "Street fighting man" klingt, "A bell will ring", dass die Ohren klingeln. Natürlich jede Menge kollektivtaugliche Oasis-Hämmer wie "Morning Glory", "Wonderwall", "Don´t look back in anger" oder "Cigarettes and alcohol", bei dem sich der artig ins Publikum applaudierende Sänger wahrscheinlich eine Tröpfchen-Infektion an Untergärigem eingefangen hat. Der aus Versatzstücken des klassischen Brit-Rocks zusammengebraute kathartische Dauerhymnus von Oasis entfaltet immer noch seine brachiale Wirkung - wenn auch langsam der Lack hinter der oftmals eindimensionalen Gigantomanie blättert.

Dies dämmert wohl auch den Gallaghers, die auf ihrer Tour so erfolgreich Nachwuchspflege betreiben, dass ihre Vorbands an den Pforten der selbst gebauten Ruhmeshalle zerren. Den Berufsbild-Beat "Rock´n´Roll Star" widmet Liam den "fucking" Jungs von "The Coral", einer furios im Galopp auftrumpfenden sechsköpfigen Truppe, die zwar ebenso wie Oasis gerne in die Gruft der Rockhistorie steigt, daraus aber ideenreicher hervorgeht. Mit einer ganzen Batterie an Gitarren veranstalten die jungen Briten eine solch opulenten Saiten-Sause aus Folkrock, Country Polka, Punk und Pop, dass man sich fragt, wer jetzt auf den Schultern welcher Giganten steht. Das rührt die angejahrten Mannen aus Manchester aber wenig. Solange das Stadion bebt und die Fotohandys funkeln, wenn sich der jüngere Gallagher in "Champagne Supernova" hineinkniet und am Ende eine Vollbremsung mit "My generation" hinlegt. Immerhin hat ein junges Mädchen vor Liam ihren Top hochgezogen, und der hat ihr sein Tamburine zugeworfen. Mehr war aber nicht.

Frankfurt, Jahrhunderthalle, 27.10.2005 (Quelle: az-badkreuznach.de)


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