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Hamburg, Alsterdorfer Sporthalle, 20.10.2005 (Quelle: welt.de)

Die Rückkehr des Punk als Satyrspiel

In der Sporthalle entdecken die Britpop-Brüder von Oasis die Höflichkeit, aber die Zukunft liegt schon hinter ihnen

von Stefan Krulle

Britannia rules, jedenfalls im Segment juveniler Rock-Delirien hat sich daran nichts geändert. Egal, wie oft dem englischen Boom jetzt schon Grabreden gehalten wurden. Ausgerechnet in Hamburgs nahezu von der Landkarte brauchbarer Spielstätten radierter Sporthalle gab es am Donnerstag mal wieder Grund zum Feiern. Daran war vor allem ein Mann namens Eddie Argos Schuld. Mit arthritischer Motorik stolperte der Sänger vor sein Publikum, den Schalk im Nacken und das alte Schlachtroß Punk im Rücken. Doch anstelle schnöder Pogo-Seligkeit haben Argos und seine vier Begleiter, die als Art Brut gerade zum jüngsten Hype auf der Insel wurden, die eher kabarettistische Version des Dampframmen-Stakkatos zu bieten, denn Argos ist eher ein Erzähler skurriler Anekdoten aus dem Umfeld Liebe, Suff und Leidenschaft. Und er liebt die gebrochene Pose - wie sein stehend trommelnder Schlagzeuger Mikey B., die charmant scheue Bassistin Freddy Feedback oder der explosiv toupierte Gitarrist Ian Catskilkin. Wer dem Punk eine Überdosis Ironie injiziert, wird plötzlich zum hinreißenden Entertainer - und zum talentierten Werber in eigener Sache: Weil Argos in jedem Song die Zeilen "We're the Art Brut" oder "Art Brut, Top of the Pops" unterbringt, wird in Zukunft niemand mehr bei diesem Bandnamen in Unkenntnis die Stirn runzeln.

Das tut beim Hauptact des Abends sowieso keiner mehr. Oasis kennen notfalls sogar unsere Eltern, dafür haben die Brüder Gallagher mit medienwirksamen Familienzwisten und promillebedingten Ausfällen gesorgt. Als hätten sie endlich selbst Wind davon bekommen, daß ein Publikum heute nicht mehr so gern bespuckt, beleidigt oder ignoriert wird, geben sich Noel und Liam Gallagher nebst Begleitung plötzlich ganz unglamourös als Dienstleister. Liam spricht zum Auditorium, das früher oft bloß seinen Rücken bestaunen durfte, und fragt am Ende gar, ob jemand sich einen ganz bestimmten Song wünsche. Nicht, daß er ihn dann auch spielen würde, aber immerhin. Doch selbst nach einem wirklich guten Oasis-Konzert bleibt festzustellen: Die Zukunft des britischen Rock haben wir mit Art Brut erlebt.

Hamburg, Alsterdorfer Sporthalle, 20.10.2005 (Quelle: welt.de)


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