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München, Zenith, 11.03.2003 (Quelle: sueddeutsche.de)
Lustlos
München ist nicht seine Stadt. Der Besuch vor ein paar Monaten kostete Liam Gallagher Zähne im Gegenwert eines Mittelklassewagens und eine Ordnungsstrafe in Höhe einer Eigentumswohnung. Das macht kaum Laune und ist erst recht nicht cool. Doch auch beim nachgeholten Oasis-Konzert im mäßig gefüllten Zenith geht erst einmal etwas schief. Einen Song spielt die Band aus Manchester, dann muss sie für eine Viertelstunde wieder hinter die Bühne, weil die Fans die Absperrgitter zu weit nach vorne geschoben haben. Wieder einer dieser Bremser des Hochgefühls, das der aufgekochte Garagenrock der Britpop-Burschen eigentlich erzeugen könnte. Gallagher jedenfalls gibt sich mürrisch, raunzt einen Kommentar und macht dann Dienst nach Vorschrift. Er steht wie ein Fragezeichen mit Sonnenbrille am Mikrofon, singt auf Nummer sicher und baut auf die Ausstrahlung seiner Stimme und den Bekanntheitsgrad der Lieder.
Ein Hit nach dem anderen wird abgespult. Die Showeinlagen beschränken sich auf das leidige Anleuchten des Publikums mit möglichst vielen Scheinwerfern. Nach einer guten Stunde werden die Instrumente abgeschnallt, noch ein kurzer Zugabenblock und Tschüss. So revanchiert sich Oasis mit professioneller Lustlosigkeit für die selbst verschuldeten Unannehmlichkeiten des vergangenen Winters. Mit Rock’n’Roll hat diese Abgebrühtheit allerdings nichts zu tun. Wenn es Liam keinen Spaß macht zu singen, dann soll er es eben lassen.
Autor: Ralf Dombrowski
München, Zenith, 11.03.2003 (Quelle: sueddeutsche.de)