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Düsseldorf, Philipshalle, 09.03.2003 (Quelle: rp-online.de)

Frühlingsgefühle mit arktischen Gitarren

Ein technischer K. o. von Box-Amateur Liam Gallagher, der allerdings sein Geld als Sänger bei "Oasis" verdient, bereitete der Tour der noch immer kultisch verehrten Brit-Popper Anfang Dezember des vergangenen Jahres ein plötzliches Ende. Die Prügelei mit italienischen Hotelgästen in der Bar des Münchner Hotels "Bayerischer Hof" hatte den Frontmann, der seit Jahren auf der Ansicht beharrt, spätpubertäre Rüpeleien könnten mangelndes Charisma ersetzen, nicht nur einige Schneidezähne, sondern wohl auch einige Sympathien gekostet.

Mit knapp 6500 Fans in der Düsseldorfer Philipshalle war das Nachholkonzert bei weitem nicht ausverkauft. Vielleicht haben die Fans aber auch nur das Gefühl, dass die Band ihren Zenit bereits überschritten hat, die "Oase" in kreativer Hinsicht langsam aber sicher austrocknet, obgleich sich auf dem jüngsten Album "Heathen Chemistry" noch immer einige Songs befinden, bei denen "Oasis"-Mastermind Noel Gallagher kreative Quellen sprudeln lässt.

Auf der Bühne demonstriert die Band zunächst pure Energie. Wie mächtige Eisschollen in arktischen Gewässern krachen verzerrte Gitarrensoundblöcke gegeneinander, schieben sich übereinander, schleifen aneinander und brechen plötzlich auseinander. Barock fette Orgelklänge unterlegen das klangliche Natur ereignis. Dessen kalkulierte Un geschliffenheit hätte dennoch einen besseren Sound verdient. Demgegenüber wirkt Liam Gallagher, dessen seltsam gebeugte Haltung Distanz nicht nur zum Mikro ausdrückt und dessen gesamte Körpersprache deutliches Desinteresse an seiner Rolle auf der Bühne signalisiert, ausgesprochen müde. Seine raue Stimme gewinnt selten Kraft, um sich als Gegenpol der Instrumente profilieren zu können.

Erst der Klassiker "Morning Glory" verwandelt den standardisierten Beifall in euphorischen Jubel. Der hat Liam dann offenbar geweckt, denn mit "Stop Crying Your Heart Out" scheint er verstanden zu haben, dass Singen wohl doch irgendwie mit Gefühlen zu tun hat.

Wie sich das anhören kann, das macht ihm sein großer Bruder mit "Little By Little" vor. Zu welchen kompositorischen Kabinettstückchen der 35-Jährige immer noch imstande ist, beweist er mit dem akustisch präsentierten "Songbird". Zwar ähnelt Liams Stimme eher einer erkälteten Nebelkrähe im Herbst, doch der Song erwärmt mit faszinierend luftig-leicht gezwitscherten Frühlingsgefühlen die Seele. Ein mit dem Mut der Verzweiflung heruntergeschrubbter "Rock`n`Roll Star" markiert nach einer Stunde den Schluss des regulären Programms.

Rock`n`Roll-Star - das war immer das (inzwischen erreichte) Ziel von Liam Gallagher, doch mittlerweile ähnelt er nur noch einem verwöhnten Kind, das stets schnell sein Interesse am neuen Spielzeug verliert. Noel Gallagher ist es, der dann bei den Zugaben zunächst mit "Force Of Nature" und schließlich mit "Don`t Look Back In Anger" den Konzert höhepunkt markiert. Es hat den Anschein, als hätten die Fans nur auf diesen Song gewartet. Mit verklärten Gesichtern singen tausende die melodische Hymne über das Verlassenwerden mit. "My Generation" als dritte Zugabe setzt schließlich den Schlusspunkt.

Autor: Bernd Schuknecht

Düsseldorf, Philipshalle, 09.03.2003 (Quelle: rp-online.de)


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